Im Projekt Bad Lauterberg sprechen wir über ein Mehrfamilienhaus mit 16 Wohneinheiten. Damit liegen wir in einer Größenordnung von grob 30–40 MWh Stromverbrauch pro Jahr (ca. 2.000–2.500 kWh pro Wohnung und Jahr).
Auf dem Dach installieren wir eine Photovoltaikanlage mit rund 33 kWp.
Geht man von einem spezifischen Ertrag von etwa 700–800 kWh/kWp pro Jahr aus, ergibt das einen jährlichen Solarertrag von ungefähr 30–33 MWh pro Jahr, wobei der spezische Ertrag von der Neigung und Ausrichtung der PV-Module beeinflusst wird.
Mit diesen Kennzahlen ergibt sich in etwa folgendes Bild:
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PV-Deckungsanteil am Hausverbrauch
Ein großer Teil des Strombedarfs im Haus kann bilanziell aus der PV-Anlage gedeckt werden – je nach Lastprofil sind 40–70 % realistisch. -
Eigenverbrauchsquote der PV-Anlage
Durch den Speicher kann ein hoher Teil des erzeugten Solarstroms direkt im Gebäude genutzt werden. Zielgröße: idealerweise größer 70 % , mindestens aber 60% Eigenverbrauch, der Rest wird ins Netz eingespeist. -
Rolle des Speichers
Der 30-kWh-Speicher verschiebt einen Teil der Erzeugung von der Mittagszeit in Morgen- und Abendstunden, glättet Lastspitzen und reduziert den Netzbezug.
Das Zählerkonzept: virtuelles Summenzähler-Modell (MK D4)
Spannend wird es beim Messkonzept, denn hier steckt die eigentliche Innovation.
Im Haus gibt es:
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einen Hausanschlusszähler (Bezug/Einspeisung),
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einen Erzeugungszähler für die PV-Anlage,
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einzelne Wohnungszähler,
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einen Allgemeinstromzähler (Treppenhaus, Technik usw.).
Statt einen zusätzlichen physischen Summenzähler einzubauen, nutzen wir ein virtuelles Summenzähler-Messkonzept (Standardmesskonzept MK D4):
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Alle Zähler liefern ihre Messwerte digital.
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Im Backend werden diese Werte softwareseitig zu einem „virtuellen Summenzähler“ zusammengeführt.
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Für jede Abrechnungsperiode wird berechnet,
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welcher Anteil des Hausverbrauchs gerade aus PV stammt,
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welcher Anteil aus dem Netz,
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wie viel Überschuss ins Netz eingespeist wird.
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Die Bilanzierung findet also logisch statt, nicht über zusätzliche Hardware im Zählerschrank.
Warum ist das innovativ – und warum hilft uns das in Zukunft?
Dieses virtuelle Summenzähler-Konzept ist für die BEG Sösetal aus drei Gründen ein wichtiger Baustein und absolut state-of-the-art:
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Weniger Hardware, mehr Skalierbarkeit
Wir brauchen keinen echten Summenzähler, sondern arbeiten mit bestehenden Zählern und intelligenter Auswertung. Das spart Kosten, Aufwand und Platz – und lässt sich leicht auf weitere Häuser übertragen. -
Vorbereitung auf gemeinsame ESC (Energy Sharing Cluster)
Für künftige Modelle mit Altanlagen (Ü20), weiteren Dachanlagen und später Windkraft brauchen wir präzise, zeitaufgelöste Mess- und Bilanzierungsdaten.
Genau das liefert das virtuelle Summenzähler-Modell – heute im einzelnen Haus, morgen ESC und übermorgen im größeren Bilanzkreis. -
Brücke zum Energy Sharing (ESC)
Wenn Energy Sharing rechtlich und technisch voll nutzbar ist, können wir Strom aus unseren Anlagen gezielt an Mitglieder weitergeben – über einzelne Gebäude hinaus.
Dann sind erprobte Messkonzepte und saubere Bilanzierungen Gold wert, weil wir sie 1:1 in Energy-Sharing-Cluster und Bürgerstrom-Modelle übertragen können.
Kurz gesagt:
Das Mieterstrom-Projekt in Bad Lauterberg ist nicht nur unser erstes Dachprojekt – es ist auch ein technischer Prototyp für Mess- und Bilanzierungsstrukturen, die uns später helfen, viele Anlagen und viele Mitglieder in einem gemeinsamen Energiesystem zusammenzubringen.

